Hallo ihr lieben,
heute möchte ich euch in einem Geburtsbericht von meiner spontanen Entbindung berichten. Wenn der ein oder andere von euch mir auf Instagram folgt, dann habt ihr vielleicht mitbekommen, dass der errechnete Entbindungstermin eigentlich erst im Februar sein sollte.
Warum die Geburt meiner Tochter bereits bei 38+0 Schwangerschaftswochen eingeleitet wurde und warum genau das meinem Wunsch entsprach erfahrt ihr hier.
Präeklampsie
Die Geschichte der Einleitung beginnt für mich bereits irgendwie nach Neujahr. Mein Blutdruck hat sich erhöht, meine Gliedmaßen waren immer mehr mit Wasser gefüllt, ich nahm unglaublich schnell an Gewicht zu. Nach einem Termin bei meinem Diabetologen und nach einem besorgten Anruf meiner Frauenärztin wurde ich am 06.01.20 in meine Geburtsklinik eingewiesen mit dem Verdacht einer Gestose und mit dem vermerkt „ggf. Einleitung“.
Ich wurde also stationär aufgenommen und durchlief diverse Untersuchungen. Das Ergebnis: leichte bis mittlere Präeklampsie, Schwangerschaftsbluthochdruck. Doch dem Baby ging’s gut. Ich bekam einen Blutdrucksenker und wurde dann vier Tage später nach Hause entlassen unter der Voraussetzung, dass ich mich alle paar Tage ambulant wieder vorstelle.
Der Blutdrucksenker hat meine Wassereinlagerungen verschlimmert und meinem Magen extrem weh getan. Mir war noch schwindeliger als davor und auch mein Kreislauf hat immer mehr nachgegeben. Ich habe daraufhin „gegen ärztlichen Rat“ die Tabletten wieder abgesetzt.
In diesem Zusammenhang habe ich beschlossen, dass nur ich meinen Körper spüre und entscheiden kann, was für mich am besten ist. Meine Entscheidung: ich möchte eine frühzeitige Einleitung. Meine Arme waren blau und dick von den ganzen Blutabnahmen, nicht einmal eine Faust konnte ich mit meiner linken Hand machen. Kein Schuh passte mehr. Morgens waren die Schwellungen so stark, dass mir die leichtesten Gegenstände aus den Händen fielen.
Auf mein drängen hin hat die Oberärztin in meiner Entbindungsklinik dem zugestimmt und wir vereinbarten die Einleitung bei 38 vollen Wochen.
Auch wenn es der Kleinen gut ging, so darf ich als Mutter nicht daran kaputt gehen. Natürlich zählt jeder Tag im Bauch für das Baby, aber das Baby braucht die Mutter auch nach der Entbindung. Dem Baby bringt es also recht wenig, wenn die Mama sich nach der Entbindung nicht um dieses kümmern kann. Es geht mir dabei nicht nur um das Körperliche, sondern auch um die Seele. Denn eine so belastende Situation geht auch sehr an die Psyche.
Einleitung bei 38+0 und Geburt
Ich kam also am 20.01.20 zur Einleitung. Überraschender Weise war mein Muttermund bereits 2-3 cm offen und hatte sich auf ca 1,5cm verkürzt: ein geburtsreifer Befund. An diesem Tag geschah bis auf ein paar Wehen am Nachmittag, ausgelöst durch Cytotex, nichts.
In der Nacht hatte ich dann Unterleibschmerzen und ziehen im Rücken, aber keine einzige Wehe laut CTG.
Die Geburt der kleinen Elizabeth
Morgens am 21.01.20 kam ich zur erneuten Cytotec-Gabe und zum CTG schreiben. Während ich am CTG lag und die Hebamme mir mein Cytotec vorbereitete schlief ich eigentlich ein. Aber nur fast. Es machte laut „KLACK“ und es kam Druck nach unten, aber kein Wasser. Als die Hebamme kam, hab ich ihr davon erzählt und sollte auf die Toilette gehen. Danach wollte sie mich untersuchen.
Auf Toilette kam dann in der Tat Fruchtwasser, bei der Untersuchung war mein Muttermund bereits 3-4 cm offen und die Blase weg. „Es dauert noch ein paar Stunden“, hieß es von der Hebamme. Ich sollte eine Kleinigkeit essen gehen. Mit dem Blasensprung kamen auch die Wehen.
Direkt nach dem Blasensprung rief ich übrigens meinen Mann an und berichtete ihm, sagte aber auch, dass er sich nicht beeilen müsste „laut Hebamme dauert es noch ein paar Stunden“.
Etwas essen konnte ich übrigens nicht. Die Wehen waren plötzlich sehr stark und regelmäßig, so dass ich sie veratmen musste. Ich ging also zurück zum Kreißsaal und bat darum in die Wanne zu gehen. Ab hier wurde ich von einer Hebammen-Studentin begleitet. Sie ließ mir Lavendel in das Bad mit ein, massierte meinen Nacken ein wenig, kümmerte sich um mich und achtete darauf, wie oft die Wehen kamen. Plötzlich kamen diese nämlich alle drei Minuten und das gerade mal circa 70 – 75 Minuten nach dem Blasensprung. Die Wehen waren intensiv. Ich schaute auf die Uhr und wartete sehnsüchtig auf die drei Minuten Wehen-Pause und merkte schnell, dass es keine drei Minuten mehr waren. Ich bat um eine PDA. Diese wurde bestellt und ich wurde von der Hebamme untersucht. Sie verzog seltsam das Gesicht und meinte es geht ja doch etwas schneller. Dann kam die leitende Hebamme und meinte wir gehen direkt in den Kreißsaal.
Mein Mann war immer noch nicht da. So gingen wir also 1,5 Stunden nach dem Blasensprung in den Kreißsaal.
Ich bekam recht schnell den Drang zu pressen, woraufhin die Hebamme mich erneut untersuchte. Sie griff lediglich zum Telefon und sagte „die PDA wird abbestellt“. Als Antwort auf meine riesen Augen hieß es, dass wir das Baby so bekommen. Durch meinen Zugang bekam ich Flüssigkeit und etwas Mineralien für den Kreislauf.
Ab hier ist alles verschwommen. Ich bekam Lachgas, hab um mein Leben geschrien und wollte nur das es aufhört. Mein Mann war leider immer noch nicht da.
Plötzlich ging alles super schnell, meine Beine wurden hoch genommen, meine Hände in die Kniekehlen gepackt und ich sollte pressen. Schon war das Köpfchen da. Ich dachte ja immer nach dem Köpfchen flutscht der Körper nur noch raus. Nö. Für den Körper muss man nochmal pressen. Und dann war sie da. Glibschig, blutig, mit Käseschmiere: perfekt. Direkt darauf hieß es, da kommt ein Mann rein. „Wenn er bartig ist, ist es meiner!“, haute ich raus. Natürlich versuchte ich witzig zu sein 😀 Mein Mann kam also baff, geschockt und überfallen noch rechtzeitig zum Nabel durchschneiden.
Plazenta und Geburtsverletzungen
Mit der Kleinen auf der Brust und meinem Mann nun endlich bei mir, durfte die Hebammen-Studentin meine Plazenta ziehen. Davor wurde auf meinem Bauch rumgedrückt und rum gesprungen, damit sich diese löst. Zum Glück hat sich die gesamte Plazenta gelöst, so dass nicht noch Reste entfernt werden mussten. Für die Plazenta musste ich noch einmal kurz pressen, aber nichts dramatisches.
Die Geburtsverletzungen hingegen… uff. Scheiden- und Labienriss, die genäht werden mussten. Laut der Ärztin hat klein Elli wohl sehr intensiv den Ausgang gesucht und wollte raus.
Ich wurde gefühlt eine Ewigkeit genäht und es musste ständig Betäubung nachgestochen werden.
Ich durfte dann vorsichtig und mit Hilfe der Hebamme unter die Dusche und hab diese sexy Vliesbinden bekommen in eine Netz-Unterhose. So wie man das auch aus Filmen kennt.
Die ersten Stunden gemeinsam
Die ersten zwei Stunden nach der Entbindung ist man weiterhin im Kreißsaal. Es kam eine Kinderärztin, die klein Elli untersuchte. Unser Apgar-Wert lag bei 10-10-10, obwohl Elli bei 38+1, somit 13 Tage „zu früh“ geboren wurde. Was der Apgar-Wert ist erfährt du hier.
Danach durfte ich sie an die Brust legen. Das seltsamste und schönste Gefühl zu gleich. Elli hat sofort die Brust gefunden und auch richtig schon dran genuckelt. Als hätten wir das schon immer so gemacht.
Schluss
Ich bekam also Elizabeth bei 38+1, am 21.01.2020 um 10:06 Uhr mit 50cm Länge, 3030 Gramm und 34cm Kopfumfang. Die Geburt dauerte etwas mehr als zwei Stunden. Zwei. Die Hebamme aus der Spätschicht kam Abends auf mein Zimmer und fragte mich wie mir mein Ferrari gefällt. Elli bekam also auf dem Kreißsaal einen Spitznamen. Mein Mann macht sich Vorwürfe, dass er die Geburt verpasst hat. Jeder hat ihm aber gesagt, dass keiner damit gerechnet hat, dass ich so schnell entbinde. Ich finde auch gut, dass er nicht da war. Durch meine Schreie wäre er bestimmt traumatisiert gewesen.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich für mich die beste Entscheidung getroffen habe. Uns geht es beiden gut. Mein Körper war mehr als bereit für die Entbindung und die Kleine auch. Die Präeklampsie quält mich nicht mehr. Am nächsten Tag nach der Entbindung war dann auch mein Blutdruck wieder okay, die Füße nicht mehr so schlimm geschwollen. Wir sind Zuhause und glücklich. Nur die schnelle Geburt musste ich verdauen. Ich rechnete damit mehrere Stunden in Wehen zu liegen und dann ganz schlapp zu sein. Doch meine Geburt war ein Traum.
Übrigens muss eine Einleitung garnicht so schlimm sein. Mich haben die Ärzte vorbereitet mit „es könnte mehrere Tage dauern und im Notkaiserschnitt enden“. Für manche Frauen kann das zutreffen, doch wir sind alle unterschiedlich und jede Frau reagiert anders auf die Einleitung. Es ist nichts wovor man Angst haben müsste. Im Gegenteil, geht einfach entspannt alles an (soweit es geht natürlich), dann ist euer Körper auch nicht von vornherein so verkrampft und gestresst.
Hast du schon entbunden oder bist du noch am kugeln? Wie war deine Entbindung? Hast du noch Fragen zu meiner Entbindung? – Dann stell diese gerne im Kommentarbereich oder privat über mein Kontaktformular.
Ich hoffe der Geburtsbericht hat euch gefallen und wünsche euch noch einen schönen Dienstag
Alisa