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Hi ihr Lieben,
es war nun endlich soweit: am 14.10.2019 ging an meiner Universität offiziell die Vorlesungszeit los. Meine erste richtige Vorlesung gab’s erst am Donnerstag, da ich das Glück hatte, direkt zum Semesterstart krank zu werden. Naja anscheinend nicht wirklich krank, sondern Schwangerschaftsschnupfen und ich bin total umsonst zum Arzt gegangen. Passiert?!
Vorlesungsablauf
Donnerstag
Donnerstag ging’s für mich dann lediglich zu einer Vorlesung, nämlich europäisches und internationales Strafrecht. Diese Vorlesung gehört zum Pflichtstoff meines universitären Schwerpunktes „Wirtschafts-, Steuer- und Umweltstrafrecht“. Dem entsprechen war ich natürlich sehr aufgeregt.
Durch meinen Hochschulwechsel zum Sommersemester 2018 durfte ich einige Vorlesungen nachholen, während ich andere nicht besuchen musste. Durch Überschneidungen im Vorlesungsverzeichnis war es mir unmöglich bestimmte Vorlesungen zu besuchen. Betroffen war beispielsweise auch das Europarecht. Dementsprechend war ich mehr als nervös in die Vorlesung am Donnerstag zu gehen. Schwanger, kränklich, nicht genug Wissen. Das musste ja gut gehen. – Sarkasmus ende.
Als ich in dem Seminarraum ankam, gab es natürlich keine Sitzplätze mehr. Zum Glück wurde ich von einer Kommilitonin gefragt, ob wir uns nicht gemeinsam einen Tisch aus dem Raum von neben an holen wollen. Alleine hätte ich wohl nur einen Stuhl geholt und mich direkt am Ausgang hingesetzt.
So saßen wir ganz hinten im Raum. Der Weg zur Tür versperrt durch Kommilitonen die sich mit ihren Stühlen in alle Wege quetschen – bloß nicht den halben vorderen Bereich des Raumes nutzen. Wer vorne sitzt ist uncool.
Mein Gedanken spielten verrückt: wie zum Teufel soll ich eigentlich auf Toilette gehen?
Als wenn mein Glück mich nicht schon verlassen hätte, musste sich ein Kommilitone so nah hinter mich vor die Wand quetschen, dass mein schwangerer Bauch in den Tisch drückte. Danke für nichts würde ich mal sagen.
Nichtsdestotrotz habe ich es geschafft die ganze Vorlesung lang nicht auf die Toilette zu müssen bis auf die letzten 20 Minuten. Diese habe ich dann tapfer durchgestanden. Den Kamp aus dem Seminarraum erwähne ich an dieser Stelle mal nicht….
Mit Migräne ging ich also nach Hause und lag nach nur einer Vorlesung übermüdet auf der Couch.
Freitag
Am Freitag ging ich erneut super nervös in die Uni. Es standen zwei weitere Vorlesungen aus meinem Schwerpunktbereich an: Wirtschafts- und Steuerstrafrecht.
Übrigens werden alle der bisher erwähnten Vorlesung von einem, meiner Meinung nach, super Professor angeboten. Ich mag seine Art der Vorlesungen sehr gerne, was meine Vorfreude nur stärkte.
Die erste Vorlesung sollte, zum Glück, in einem Hörsaal stattfinden. Ich schaffte es also einen äußeren Sitzplatz zu ergattern und hab die Vorlesung trotz schlechter Sicht auf die Präsentationsfolien, sehr gemocht.
Die zweite Vorlesung sollte wieder im Seminarraum stattfinden. Bitte. Nicht.
Punkt 11:45 Uhr bin ich also samt riesen Meute in den Seminarraum gerannt um noch einen Platz zu bekommen und das bevor ich auf die Toilette gegangen bin. Das heißt schon etwas.
Da mich mein Glück auch an diesem Tag verließ, kam eine Kommilitonin rein und teilte uns allen mit, dass der Professor damit einverstanden ist die Vorlesung in dem bisherigen Hörsaal zu halten. Was ist dann wohl passiert? Die Meute ist aufgesprungen und los gerannt. Während ich versuchte meine Sachen zusammen zu packen, wurde auch noch mein Frühstück auf den Boden geschmissen. Weil man ja keine Rücksicht nehmen muss auf andere, wenn man innerhalb von 20 Minuten in einen Raum laufen muss, der circa zwei Geh-Minuten entfernt ist. Der Hörsaal war übrigens nur 2/3 voll.
Welches Fazit ziehe ich aus diesen zwei Tagen?
Schwanger oder nicht – sch#iß egal.
Grundsätzlich finde ich, dass Rücksicht auf andere eine sehr wichtige menschliche Eigenschaft ist. Diese sollte jeder haben.
Doch noch wichtiger ist es, einer Schwangeren das Essen wieder vom Boden aufzuheben, wenn man es mit seinem Tasche runtergeschmissen hat. Und ich finde, dass man darum nicht bitten muss. Das ist selbstverständlich.
Doch in der Uni scheint das den Leuten, wie so oft, egal zu sein.
Es ist Anstrengend.
Ich bin in der vorlesungsfreien Zeit nicht nur zur Arbeit gegangen, sondern habe auch noch ein Praktikum absolviert. Doch empfand ich nun die Vorlesungen als viel anstrengender. Ich vermute jedoch auch, dass dies daran liegt, dass ich mich nun viel weiter in der Schwangerschaft befinde.
Das sitzen wird anstrengender. Das Kind randaliert, je nach Tag und Laune, bereits nach 45 bis 60 Minuten sitzen am Stück. Der Körper ist grundsätzlich müde und muss nicht nur sitzen, sondern auch nachdenken, mitschreiben, sich konzentrieren und alles Mögliche tun um sich nicht selbst abzulenken.
Routine bringt Abhilfe.
Trotz des anstrengenden Starts habe ich das Gefühl, dass die zweite Vorlesungswoche besser wird. Die Routine, welche durch die Vorlesungen auch im Job einkehrt, führt zu einer Gewöhnung des Körpers. Schließlich muss sich dieser schon an die physischen Veränderungen der Schwangerschaft gewöhnen. Nimmt man noch die neuen Aufsteh- und Schlafenszeiten dazu, kann das schon sehr viel sein.
Meine Tips
Plan erstellen
Versucht euch so früh wie möglich einen Wochenplan zu erstellen. Dieser sollte wenn möglich, die Vorlesungszeiten und eure Arbeitszeiten beinhalten. So könnt ihr euch darauf einstellen und Vorbereitungen treffen.
Mein Mann und ich teilen uns außerdem die Gassi-Runden mit unserer Luna ein. Ich übernehme beispielsweise immer die Morgen-Runde und er immer die Mittags-Runde. Die Abend-Runde, zur Zeit eher um die Ecke gehen da ich viel zu müde bin, mache ich des öfteren auch alleine oder wir gehen zusammen.
Das ist der grobe Ablauf für uns, wobei wir Abweichungen immer absprechen. Durch den festen Plan (meinen zumindest) ist es uns möglich, außerplanmäßige Abweichungen schnell abzusprechen.
Meinen Stundenplan erstelle ich separat außerdem in der App iStudiez Pro. Die App gibt es auch als Lite Version im iOS Appstore. Man kann dort nach Semester alle Vorlesungen eintragen samt Professor und Saal. Ich hab mir eine Erinnerung eingestellt, die 10 Minuten vor jeder Vorlesung los geht. Ich muss also nie Suchen in welchen Saal ich soll, mein Handy erinnert mich unmittelbar vor der Veranstaltung.
Ach und nebenbei, Schwangerschaftsdemenz ist echt ein Ding. Da kommt so eine Erinnerungsfunktion sehr gelegen.
Auf den Körper achten
Euer Körper gibt euch Anzeichen für das, was er gerade benötigt. Bei mir war es am Wochenende vor allem der Schlaf. Es ist immer der Schlaf! 😀
Gibt nach. Es bringt weder euch, noch dem Baby, noch dem Studium etwas, wenn ihr euch durchquält noch dieses eine Kapitel im Lehrbuch nachzuschlagen. Denn ratet mal: ihr lest es und kriegt überhaupt nicht mit, was ihr überhaupt „gelesen“ habt.
Macht einen Mittagsschlaf wenn es euch möglich ist. Stellt euch einen Wecker. Dann lest ihr das Kapitel am Abend und nicht Mittags, wenn interessiert das? Euer gestresstes Baby bestimmt nicht.
Mein ganz persönlicher Tipp: Ölt euren Bauch ein bevor ihr in die Vorlesung geht. Ist ziemlich unangenehm sich ständig den Bauch zu kratzen, weil sich die Haut dehnt. Vor allem wenn zwischen Klapptisch und Bauch noch 10-15 cm übrig sind.
Wählt euren Sitzplatz weise
Je nach dem wie weit ihr in der Schwangerschaft seid, solltet ihr VIEL früher in die Vorlesung kommen um euch einen Platz am Rand zu sichern. Mit Babykugel kommt man an den Kommilitonen und deren Laptops und Büchern nämlich echt schlecht vorbei.
Lasst den Schönfelder Zuhause
Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich meinen Schönfelder liebe. Dieses dünne Papier, dass sich so zerbrechlich anfüllt, riecht nach Druckertinte. Vergleichbar zu einer frischgedruckten Zeitung. Man hat alles auf einen Blick. Doch ich wette man könnte ihn auch als Waffe benutzen. Das Ding wiegt stolze 2,5 kg – mehr als mein MacBook.
Müsst ihr den wirklich mit schleppen? Ihr werdet höchstwahrscheinlich keine Klausuren oder andere Leistungen mehr erbringen. Lasst ihn Zuhause und schont euren Rücken. Nehmt lieber Snacks mit, die ihr in der Vorlesung unauffällig in den Magen schmeißen könnt, damit der Hunger des Wesens in euch gestillt ist.
Es gibt auch für iOS eine App, die heißt Gesetze. Ihr könnt euch jedes beliebige Gesetzbuch herunter laden und drin markieren. Alternativ kann ich für den Browser Dejure.org empfehlen. Super um den Schönfelder eine Zeit lang zu ersetzen.
Traut euch
Geht mit der Einstellung in die Uni, dass ihr die Hilfe die ihr braucht, auch erbitten dürft. Im achten oder neunten Schwangerschaftsmonat könnt ihr vielleicht euren Kugelschreiber nicht mal mehr aufheben, wenn er euch runterfällt. Gewöhnt euch schon früh daran, dass es vollkommen in Ordnung ist um Hilfe zu bitten. Ihr produziert gerade einen Menschen, da ist nun mal mit Einschränkungen zu rechnen.
Habt ihr vielleicht weitere Tipps wie man die Vorlesungen mit Babybauch meistert? Ich würde mich freuen von euch zu hören.
Habt ihr Beitragswünsche in Bezug auf das Jura-Studium? Gebt mir Bescheid. Diese müssen auch nicht zwangsweise mit der Schwangerschaft zusammen hängen. Nutzt dafür das Kontaktformular und ich melde mich schnellstmöglich.
Bis zum nächsten mal,
Alisa
First lectures with a baby belly
Hi all,
finally the time had come: on October 14th, 2019 the lecture time for my university officially started. My first real lecture was on Thursday, since I was lucky to get sick right at the beginning of the semester. Well, apparently not really sick, but I’ve got pregnancy cold and I went to the doctor for nothing. I guess that happens?!
Lecture schedule
Thursday
Thursday I only went to one lecture called European and International Criminal Law. This lecture belongs to the compulsory subject of my university focus „Economic, Tax and Environmental Criminal Law“. Of course I was very excited about this.
Due to my transfer to a new university in the summer semester 2018 I had to catch up on some lectures, while I didn’t have to attend others. Due to overlaps in the course catalogue it was impossible for me to attend certain lectures. For example European law. Accordingly, I was more than nervous to go to the lecture on Thursday. Pregnant, sickly, not enough knowledge. That had to go well. – End of my sarcasm.
When I arrived in the seminar room, there were of course no more seats available. Fortunately, a fellow student asked me if we could get a table together from the room next door. Alone I would’ve probably fetched only one chair and sat down directly at the exit.
We sat down in the back of the room. The way to the door was blocked by fellow students who squeezed their chairs into all directions – but just couldn’t use the empty space in the first half the front area of the room. Only uncool kids sit in the front I guess.
My thoughts went crazy: how the hell am I supposed to go to the toilet?
As if my luck hadn’t already left me, a fellow student had to squeeze so close behind me in front of the wall that my pregnant belly pressed into the table. Thanks for nothing I’d say.
Nevertheless, I managed not to have to go to the toilet for the whole lecture, except for the last 20 minutes. I managed to hold it in. However, I’m not going to describe the fight of leaving the seminar room.
I went home with a migraine and after only one lecture I was lying on the couch, tired to even breathe.
Friday
On Friday I went to university again. There were two more lectures from my focus area: Commercial and criminal tax law.
By the way, all of the lectures mentioned so far are offered by a nice professor, in my opinion. I like his kind of lectures very much, which only strengthened my anticipation.
The first lecture should, fortunately, take place in a lecture hall. So I managed to get an outside seat and liked the lecture very much despite the bad view on the presentation slides.
The second lecture was supposed to take place in the seminar room again. Please. Just. Don’t. At 11:45 a.m. I ran into the seminar room together with the giant crowd to get a seat before I went to the toilet.
Since my luck was running out that day, a fellow student came in and told us that the professor agreed to give the lecture in the previous lecture hall. Well what happened then? The pack jumped up and ran away. While I tried to pack my all my stuff together, my breakfast was thrown on the floor. Because you don’t have to be considerate of others when you have to walk within 20 minutes into a room that is about a two minutes‘ walk away. The auditorium was only 2/3 full by the way.
What conclusion do I draw from these two days?
Pregnant or not – nobody cares.
Basically, I find that consideration for others is a very important human trait. Everyone should have this.
But even more important is to pick up a pregnant woman’s food from the floor when you have thrown it down with your bag. And I don’t think you have to ask for that. That goes without saying.
But at university, as so often, people don’t seem to care.
It’s exhausting.
Not only did I go to work during my semester breaks, I also did an internship. But now I found the lectures much more exhausting. However, I also suspect that this is due to the fact that I’m now much further along in pregnancy.
Sitting becomes more strenuous. Depending on the day and mood, the child riots already after 45 to 60 minutes sitting at a stretch. The body is basically tired and must not only sit, but also think, take notes, concentrate and do everything possible not to distract itself.
Routine brings remedy.
Despite the exhausting start I have the feeling that the second week of lectures will be better. The routine, which comes through the lectures also in the job, leads to a habituation of the body. After all, the body has to get used to the physical changes of pregnancy. If you also add the new time for getting up and sleeping, it can be a lot.
My tips
Create plan
Try to make a weekly plan as early as possible. This should include, if possible, the lecture times and your working hours. This will allow you to adjust and make preparations.
My husband and I also share the walks with our Luna. For example, I always do the morning walk and he always does the lunch one. The evening walk, at the moment rather around the corner because I’m way too tired, I often do alone or we take a walk together.
That is the our basic plan, whereby we always deny deviations. Due to the fixed plan (at least mine) it’s possible for us to quickly discuss unscheduled deviations.
I also create my timetable separately in the iStudiesz Pro app. The app is also available as Lite version in the iOS Appstore. You can register all lectures including professor and hall after semester. I set up a reminder that starts 10 minutes before each lecture. I never have to look up which room I’ve to go to next. My mobile phone reminds me immediately before the event.
By the way, pregnancy dementia is really a thing. A reminder function comes in handy.
Watch your body
Your body gives you an indication of what it needs right now. For me it was mainly sleep on the weekend. It’s always sleep! 😀
It’s not good for you, the baby, or your studies when you torture yourself to look up this one chapter in the textbook. Because guess what: you read it but don’t get at all what you’ve „read“.
Take a nap when you can. Set yourself an alarm clock. Then read the chapter in the evening and not at noon, who cares? Your stressed baby does certainly not.
My very personal tip: Oil your stomach before you go to the lecture. It’s quite uncomfortable to scratch your stomach all the time because your skin stretches. Especially when there are 10-15 cm left between the folding table and the belly.
Select your seat wisely
Depending on how far you’re in pregnancy, you should come to the lecture MUCH earlier to secure a place at the edge. With a baby you can’t get past your fellow students with their laptops and books.
Leave the Schönfelder at home
I make no secret of the fact that I love my Schönfelder. This thin paper that feels so fragile and smells like printing ink. Comparable to a freshly printed newspaper. I bet you could use it as a weapon. The thing weighs around 2.5 kg, more than my MacBook.
Do you really have to carry it with you? You probably won’t take any exams anymore. Leave it at home and protect your back. You’d better take snacks with you that you can inconspicuously throw into your stomach during the lecture so that the hunger of the little one inside you is satisfied.
There is also an app for iOS called „Gesetze“. You can download any law book and make markings in it. Alternatively I can recommend Dejure.org for your browser. It’s great to replace the embellishing fields for a while.
Trust yourselves
Go to university with the attitude that you can ask for the help when needed. In the eighth or ninth month of pregnancy, you may not be able to pick up your pen when it falls down. Get used to it early on. It’s perfectly fine to ask for help. You’re producing a human at the moment, so you have to reckon with restrictions.
Do you have any further tips on how to master the lectures with a baby belly? I’d be happy to hear from you.
Do you have any wishes on me covering different toppings towards law school in Germany? Let me know. These don’t necessarily have to be related to the pregnancy topic. Use the contact form and I’ll contact you as soon as possible.
See you next time,
Alisa